DeepSeek: Die neue KI-Hoffnung oder nur ein weiterer Hype?
Plötzlich ist es überall: DeepSeek AI. Ein Name, der bis vor Kurzem kaum jemandem bekannt war, drängt jetzt mit voller Wucht in den KI-Markt. Mit einer aggressiven Strategie behauptet das chinesische Unternehmen, leistungsfähiger, effizienter und günstiger als ChatGPT & Co. zu sein. Doch hinter der Technologie lauern Fragen — vor allem zum Datenschutz, zur Zensur und zu möglichen geopolitischen Risiken.
Der Hype um DeepSeek
Alles begann mit DeepSeek-Coder, einem KI-Modell, das Entwickler weltweit überraschte: Es konnte nicht nur Code schreiben, sondern auch komplexe Programmieraufgaben lösen. Kurz darauf folgte DeepSeek-V2, ein Sprachmodell, das in Benchmarks teils mit GPT-4 Turbo mithalten konnte — und das zu einem Bruchteil der Kosten.
Die Folge? Perplexity AI, die vielbeachtete KI-Suchmaschine, integrierte DeepSeek sofort. Der Grund? Geschwindigkeit und niedrige Kosten. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass Perplexity eine selbst gehostete Version von DeepSeek R1 in Rechenzentren in den USA und Europa verwendet. Das bedeutet, dass die Daten bei Nutzung von DeepSeek über Perplexity nicht nach China übertragen werden (sollten). Das ändert jedoch nichts an der zentralen Frage: Wie sicher ist DeepSeek wirklich?
Das grosse Datenschutz-Rätsel
Die Datenschutzbedenken rund um DeepSeek sind nicht unbegründet. Die italienische Datenschutzbehörde hat DeepSeek aufgrund von Datenschutzbedenken blockiert, und die niederländische Behörde hat eine Untersuchung eingeleitet. Der Grund: Unklare Datenverarbeitung und fehlende Informationen über den Umgang mit Nutzereingaben.
DeepSeek gibt an, sein Modell auf öffentlich verfügbaren Daten zu basieren. Doch wie genau diese Daten ausgewählt wurden und ob sie rechtlich einwandfrei genutzt werden dürfen, bleibt unklar. Besonders heikel ist der mögliche Zugriff chinesischer Behörden auf die Server von DeepSeek. Die chinesischen Cybersecurity-Gesetze verpflichten Unternehmen zur Zusammenarbeit mit dem Staat, wodurch auch Nutzerdaten in den Einflussbereich der Regierung gelangen könnten.
Ein direkter Vergleich zeigt die Unterschiede:
Besonders für europäische Nutzer stellt sich die Frage, ob DeepSeek überhaupt DSGVO-konform ist. Solange keine klaren Informationen zur Datenverarbeitung und Speicherung vorliegen, bleibt das Risiko hoch.
Zensur und nationale Sicherheitsbedenken
Ein weiteres Problem, das DeepSeek von westlichen Anbietern unterscheidet, ist die Zensur von Inhalten. Berichten zufolge filtert das Modell bestimmte Themen, insbesondere solche, die in China als politisch sensibel gelten. Das bedeutet, dass DeepSeek nicht nur in der Datenverarbeitung intransparent ist, sondern auch in der inhaltlichen Moderation Einschränkungen aufweist.
Auch die USA beobachten die Entwicklung von DeepSeek genau. Ähnlich wie bei TikTok gibt es Diskussionen über potenzielle nationale Sicherheitsrisiken, sollte die Technologie in sensiblen Bereichen eingesetzt werden. Die Gefahr besteht darin, dass staatlich kontrollierte oder beeinflusste KI-Modelle gezielt zur Desinformation oder Einflussnahme genutzt werden könnten.
Warum Perplexity DeepSeek integriert — und welche Risiken das birgt
Dass Perplexity AI DeepSeek so schnell in sein Angebot aufgenommen hat, zeigt vor allem eines: den massiven Kostendruck im KI-Markt. Hochwertige Modelle wie GPT-4 Turbo oder Claude 2 sind teuer. DeepSeek ist billiger, schneller — und damit eine verlockende Alternative für Unternehmen, die ihre KI-Dienste skalieren wollen.
Doch genau das könnte für Nutzer zum Problem werden. Wer Perplexity AI nutzt und dabei DeepSeek als Modell im Hintergrund laufen hat, gibt seine Eingaben womöglich an eine weniger regulierte KI weiter. Zwar werden die Daten in den USA und Europa verarbeitet, doch bleibt unklar, ob das Modell trotzdem aus den Nutzereingaben lernt.
Ein weiteres Problem: DeepSeek könnte Nutzereingaben für zukünftige Trainingszwecke verwenden. Während OpenAI für zahlende Kunden versichert, dass keine Chats zum Training genutzt werden, bleibt diese Frage bei DeepSeek offen. Das bedeutet: Je mehr Menschen DeepSeek über Perplexity verwenden, desto schneller kann das Modell lernen — möglicherweise mit sensiblen Informationen.
DeepSeek vs. ChatGPT, Perplexity, Claude & Co.: Wo liegt der Unterschied?
DeepSeek bringt einige beeindruckende Features mit — aber wie schlägt es sich wirklich gegen die Platzhirsche?
Was macht DeepSeek besser?
Kosteneffizienz: DeepSeek ist günstiger als GPT-4 Turbo und bietet trotzdem eine akzeptable Leistung.
Open-Source-Ansatz: Während OpenAI und Anthropic auf geschlossene Modelle setzen, geht DeepSeek einen anderen Weg und macht sein Modell für die Community zugänglich.
Spezialisierung auf Code und Mathematik: Besonders Entwickler und Data Scientists profitieren von der starken Performance in diesen Bereichen.
Wo versagt DeepSeek?
Qualität der Antworten: GPT-4 Turbo und Claude 2 liefern konsistentere, genauere und kreativere Ergebnisse. DeepSeek wirkt dagegen oft wie eine abgespeckte Version eines älteren GPT-Modells.
Halluzinationen: DeepSeek neigt dazu, Fakten zu erfinden oder falsche Informationen als wahr zu präsentieren. Das macht es riskant für Anwendungen, die hohe Verlässlichkeit erfordern.
Sprachverständnis: Während Claude für seine natürliche, kontextuelle Sprache bekannt ist, wirkt DeepSeek oft formelhaft und mechanisch.
Zensur: Bestimmte politisch heikle Themen werden von DeepSeek nicht oder nur gefiltert behandelt.
Die nächste Generation steht bereit
Während DeepSeek gerade erst seinen Platz im Markt sucht, formieren sich bereits neue Herausforderer wie Mistral AI. Mit Modellen wie Mistral 7B oder Mixtral zeigen diese Anbieter, dass Open-Source-KI auch ohne Datenschutzprobleme überzeugen kann. Zudem setzen sie auf transparente Entwicklungen und Partnerschaften mit westlichen Unternehmen — ein klarer Vorteil gegenüber DeepSeek.
Mixtral hat bereits Benchmarks erreicht, die GPT-4 Konkurrenz machen. Während DeepSeek noch an seiner Genauigkeit und Verlässlichkeit arbeiten muss, stellt sich Mistral als seriöse Open-Source-Alternative ohne die gleichen Datenschutzrisiken dar.
Fazit: Spannend, aber riskant
DeepSeek ist ein interessantes Experiment und zeigt das Potenzial von Open-Source-KI auf beeindruckende Weise. Doch es bleibt ein Risiko — insbesondere für Unternehmen oder Organisationen, die auf Datenschutz, Qualität und Meinungsfreiheit angewiesen sind.
Die fehlende Transparenz, die unklaren Datenquellen, mögliche chinesische Einflussnahme und die potenzielle Zensur machen DeepSeek zu einem fragwürdigen Kandidaten für professionelle Anwendungen.
Für Technik-Enthusiasten mag das Modell eine spannende Alternative sein. Doch wer Wert auf Sicherheit, Meinungsfreiheit und Datenschutz legt, sollte weiterhin auf bewährte Anbieter setzen — zumindest solange DeepSeek keine Antworten auf die drängenden Fragen liefert.